JIM-Studie: Die mediale Mentalität der Jugendlichen

Was Jugendliche in Deutschland zwischen 12 und 19 Jahren medial so bewegt, hat der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) bereits seit 20 Jahren auf dem Schirm. Und so wurde auch dieses Jahr die JIM (Jugend, Information, Media)-Studie veröffentlicht, um zu verstehen, was die Screens der 1.200 befragten Teens so hergeben, wo sie sich Social Media mäßig aufhalten und welche Endgeräte sie zur Verfügung haben, um online zu gehen.

Auch wenn Mädchen mit 88 Prozent eher als Jungen (71 Prozent) „mobile first“ leben, um das Internet zu nutzen, stellt es für beide Geschlechter den beliebtesten Zugang zum WWW dar. Sehr weit vor dem stationären Computer, den wenigstens noch etwas mehr als ein Fünftel der Jungen im Gegensatz zu nur noch 1 Prozent der Mädchen nutzen.

Gute Ausrüstung ist das A und O

Insgesamt sind die Jugendlichen medial betrachtet nicht nur gut ausgestattet, sondern auch breit versorgt. Das gilt für Endgeräte ebenso wie für die genutzten Plattformen und Dienste. Mit Blick auf die Hardware jedenfalls können sie in den Haushalten, in denen sie wohnen, fast ausnahmslos auf ein Smartphone und einen Computer/Laptop zugreifen. Dass sie damit online sind und gehen können, steht zu 98 Prozent ebenso fest. Damit bei all den Medien auch der jugendliche Spieltrieb nicht zu kurz kommt, finden sich in gut sieben von zehn Haushalten stationäre Konsolen. Die tragbaren Varianten finden sich dafür nur in 53 Prozent der Haushalte.

Digitale Sprachassistenten wiederum sind noch seltener in bundesdeutschen Haushalten mit Jugendlichen anzutreffen. Nur 14 Prozent nämlich können Alexa, Siri, Google Home und Co. um Rat, Tat und Hilfe fragen.

Doch lassen wir uns bei der scheinbaren Übermacht digitaler Medien nicht täuschen oder die Medienkeule über den Häuptern der Jungen und Mädchen schwingen. Denn auch wenn sich Smartphones, Konsolen und Tablets in fast allen Haushalten finden, scheuen sich die Jugendlichen ganz und gar nicht davor, ab und an auch mal etwas Gedrucktes in die Hand zu nehmen. Immerhin fast jede(r) Fünfte stöbert täglich in einem Buch, 10 Prozent lesen sogar eine Tageszeitung und immerhin 4 Prozent blättern täglich in Zeitschriften und Magazinen der gedruckten Art.

Vertrauenswürdigkeit gegen Fake News

Ob den Jugendlichen Klaas Klever und Gundel Gaukeley vertrauter sind als Claus Kleber und Gundula Gause, lässt sich aus der Studie nicht eindeutig herauslesen. Fest steht jedoch, dass in jedem Fall das heute journal, das Claus Kleber moderiert und in dem Gundula Gause die Nachrichten vorliest, hohes Vertrauen bei den 12 bis 19-Jährigen genießt. 71 Prozent der Befragten vertrauen dem ZDF-Format nämlich voll und ganz. Spitzenreiter der seriösen Nachrichtenangebote ist aber die Konkurrenz der ARD. 84 Prozent schenken der Tagesschau und den Tagesthemen ihr vollstes Vertrauen. Erstaunlicherweise finden sich mit 77 Prozent die regionalen Tageszeitungen auf Platz 2 der vertrauenswürdigsten Nachrichtenangebote. Die Bild-Zeitung schließlich gilt für 15 Prozent befragten Jugendlichen sowohl als Print-Ausgabe wie auch als Online-Version als vertrauenswürdige Quelle und nimmt damit gleich beide letzten Plätze ein.

Niemand killte den Radiostar …

… denn der Äther ist auch 2018 noch lebendig, übrigens auch in seiner klassischen Variante als UKW-Gerät und scheinbar auch fast ungeachtet der besuchten Schulform der Jugendlichen. Insgesamt leihen 70 Prozent der Befragten dem Radio – sei es dem klassischen wie auch dem Internet-Radio – täglich oder mehrmals pro Woche ihre Ohren. Mädchen sind dabei fleißigere Hörer als Jungen. Und je älter die Jugendlichen sind, desto öfter und mehr nutzen sie den Hörfunk. Nur 8 Prozent der Jugendlichen schalten das Radio nie ein.

Für Dreiviertel der Jugendlichen ist dabei das Autoradio das Endgerät ihrer Wahl, während sogar 80 Prozent ein normales UKW-Radiogerät nutzen. Kaum jeder Fünfte zückt zum Radiohören das Smartphone und fast niemand schließt sich dem Hörfunk via Tablet oder Fernsehen an.

Ans Eingemachte: YouTube, WhatsApp und Facebook

Endlich nun der Blick auf die wirklich jugendlichen Medien, also die Social Media. Bei denen gibt es je nach Leseart der Ergebnisse, keine oder große Überraschungen. YouTube ist und bleibt auch in dieser Studie das Maß aller Online-Dinge für die Jugendlichen. Im Gegensatz zum Vorjahr gab die Videoplattform zwar einen Prozentpunkt auf jetzt 63 Zähler nach, steht aber dennoch weiterhin an der Spitze. Es folgt WhatsApp mit 40 Prozent, dahinter findet sich Instagram mit 27 Prozent und damit mit 3 Prozentpunkten höher als noch 2017. Mehr als halbiert schließlich hat sich die Beleibtheit von Facebook – von 15 Prozent in 2017 auf nun nur noch 6 Prozent.

Was die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen und den jeweiligen Präferenzen bezüglich Apps angeht, zeigt sich mit 48 Prozent bei YouTube ein klar dickerer Like für die Video-Plattform seitens der männlichen Befragten, während die weiblichen Probanden mit 38 Prozent etwas zurückhaltender sind. In WhatsApp sind beide Geschlechter mit 88 respektive 86 Prozent fast gleichermaßen vernarrt, während Instagram ein eher von Mädchen (60 Prozent versus 37 Prozent bei den Jungen) bevorzugtes soziales Netzwerk zu sein scheint.

Snapchat finden fast 40 Prozent der Mädchen wichtig und nur knapp ein Viertel der Jungen. Facebook schließlich hat mit 5 bzw. 7 Prozent einen doch eher überschaubaren Wichtigkeitsstatus innerhalb des JIM-App-Rankings.

Auch rein für die Kommunikation ist WhatsApp das Maß aller Dinge. Mit 95 Prozent gib es fast niemanden mehr, der den Messenger nicht nutzt (und im Schnitt täglich 36 Nachrichten erhält). Weit, weit abgeschlagen finden sich Instagram, das immerhin noch 67 Prozent und damit 10 Prozent mehr als im Vorjahr regelmäßig zur Kommunikation nutzen, und Snapchat, von dem 54 Prozent (plus 5 Prozentpunkte verglichen zum Vorjahr) regelmäßigen kommunikativen Gebrauch machen.

Apropos Instagram, Snapchat und deren Gebrauch: Die Mehrheit der Jugendlichen (82 Prozent) nutzt Insta, um Leuten zu folgen, die sie persönlich kennen. Nur rund ein Drittel folgt Promis auf Instagram und die wenigsten posten selbst. 14 Prozent folgen Brands, die auf Instagram posten. Das sind aber immer noch 10 Prozent weniger als jene, die ihren hoffentlich positiven Senf zu den Fotos und Videos anderer abgeben.

Auch bei Snapchat sind es vor allem die persönlichen Eindrücke aka Snaps, die zählen, bzw. die sich die Jugendlichen zu 86 Prozent anschauen. Immerhin – und im Gegensatz zu Instagram – sind es bei Snapchat 72 Prozent der Befragten, die auch selbst aktiv werden und häufig Snaps verschicken.

Noch nicht wirklich im Snapiversum der Jugendlichen angekommen sind die Snaps der Brands und Firmen. Nur 2 Prozent werfen regelmäßig ein Auge darauf.