4,1 Millionen zahlende Tinder-Nutzer sorgen für Umsatzplus
Es scheint fast so, als würde Tinder seine zahlende User-Base und damit auch den Umsatz mit einem einfachen Swipe in die Höhe treiben können. Das suggerieren zumindest die Geschäftsergebnisse aus dem dritten Quartal 2018. Denen zufolge ist die Match Group, zu denen neben dem Zugpferd Tinder ja auch weitere Dating-Apps wie Match, PlentyOfFish, OkCupid, OurTime, Meetic und Pairs gehören, auch in den Monaten Juli bis September mächtig gewachsen. Insgesamt sind es jetzt knapp 8,1 Millionen Nutzer, die für einen der Dating-Dienste in die Tasche greifen. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum entspricht dieser Zuwachs satten 23 Prozent. Dabei wuchs der US-amerikanische Markt mit 18 Prozent weniger stark als der internationale (plus 29 Prozent).
Viel spannender ist in diesem Wachstumskontext jedoch die Rolle von Tinder. Und die lässt sich sehr einfach als „Cash Cow“ beschreiben oder wie es Mady Ginsberg, CEO der Match Group, bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse feiner formulierte: „Match Group delivered another quarter of strong […] growth, with Tinder continuing as our growth engine.“ Denn auf die Wachstumsmaschine Tinder entfielen mit 4,1 Millionen zahlender User etwas mehr als die Hälfte aller Nutzer, die für einen der Match-Group-Dating-Dienste Cash auf die Theke legen. Noch im zweiten Quartal des laufenden Jahres waren es 3,8 Millionen zahlende Tinder-User. Insofern stieg der Anteil der Premium-Abonnenten innerhalb von drei Monaten um 8 Prozent.
„Gebührender” Respekt für Tinder Gold
Ein besonders beliebtes und sehr einträgliches Bezahl-Angebot ist dabei Tinder Gold, das neben Tinder Plus die beiden Premium-Dienste und eigentlichen Wachstumstreiber ausmacht und fast zur Hälfte zu den von Match Group angepeilten 800 Millionen US-Dollar Umsatz für das Gesamtjahr 2018 beitragen wird. Bei den beiden beliebten Funktionserweiterung, die zwischen 1, 6 und 12 Monaten laufen und für die man zwischen knapp 7 und fast 25 Euro pro Monat bezahlt, können Tinder-Nutzer beispielsweise Likes an unendlich viele andere Tinder-User verteilen und sogar die Zeit ein wenig zurückdrehen, indem vormals getätigte Swipes rückgängig gemacht werden können. Tinder-Gold-Abonnenten schließlich haben sogar die Möglichkeit zu sehen, von welchem Account die für das eigene Profil vergebenen Likes stammen. Neugierde zahlt sich also aus, zumindest für die Match Group.
Erlöse durch internationale User steigen stärker Tinder-Nutzer ließen im letzten Quartal etwas mehr Geld auf der Dating-App als noch zur Jahreshälfte. So stieg der durchschnittliche Erlös pro Nutzer (Average Revenue per User/ARPU) insgesamt um 6 Prozent verglichen zum Vorjahreszeitraum und lag in Q3 2018 damit bei 0,57 US-Dollar. Dabei war das internationale ARPU-Wachstum höher als das des US-Marktes, wodurch die durch Nicht-US-User generierten Erlöse langsam zu denen der Nutzer in den Vereinigten Staaten aufschließen.
Sorgen „Swipe Surge“ und Hinge für den nächsten Hype?
Kaum, dass das dritte Quartal abgeschlossen ist, warten nicht nur die Investoren ungeduldig auf die weiteren Entwicklungen. Diese kündigen sich bereits mit großen Schritten an. Da wäre zunächst einmal Hinge, die „Anti-Dating-und-eher feste-Beziehung-App“, an der die Match Group seit Juni die Aktienmehrheit hält. Seit dem ersten Investment hat sich die Zahl der Hinge-Downloads verfünffacht.
Der zweite Hoffnungsträger ist Swipe Surge, eine bisher nur in den USA getestete Funktion, die Tinder-Nutzer benachrichtigt, wenn es gerade in der näheren Umgebung nur so von anderen aktiven Tinder-App-Usern wimmelt – also beispielsweise auf Festivals, Pool-Partys, Konzerten und ähnlichen Events. Denn viel hilft ja bekanntlich viel, vor allem in Sachen Matching und Dating. Tinder selbst spricht von bis zu einer 15 Mal höheren Aktivität, bis zu 250 Prozent wahrscheinlicheren Matches und davon, dass man 33 Prozent schneller ins Gespräch kommen kann.
Ob und in welchem Maße Surge, Hinge, Tinder Gold und Plus am Jahresende zu welchen Teilen zu noch mehr Umsatz und zahlenden Usern beigetragen haben werden, vermag der wischende Weitblick heute noch nicht ganz genau zu sagen.