Tudder: Dating-App für Muh-tige

Muss man Kühe und Bullen tatsächlich verkuppeln? Und falls ja, muss das denn wirklich über eine App geschehen? Die Entwickler von Hectare Agritech Limited und bereits über 42.000 Profile britischer Kühe und Bullen im gesamten Vereinigten Königreich muhen dem jedenfalls beipflichtend zu. Denn mit Tudder finden Rindviecher nun sehr viel einfacher, schneller und kostengünstiger zueinander.

Der Launch der „Dating-App“ für Kühe und Bullen fiel passenderweise auf den Valentinstag. Statt Rosen gab es wahrscheinlich Heu, Stroh oder frisches Gras für den/die Angebetete/n. Tudder ist dabei nicht nur dem Namen nach seines menschlichen Vorbildes Tinder nachempfunden (man nehme Udder, das englische Wort für „Euter“ und stelle dem ein Tinder-T voran). Auch bei der Kuh-Dating-App wischt man (bzw. der Bauer oder Züchter) nach rechts, wenn ein mögliches Matching gefunden wird und nach links, wenn der Vorschlag doch lieber im heimischen Stall bzw. auf der Weide bleiben soll. Jede Wischbewegung wird dabei von einem Muh-Ton begleitet. Damit man auch nicht vergisst, wen man da eigentlich daten will.

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Sobald man sich für ein Prachtexemplar entschieden hat, wird man auf die Livestock-Webseite weitergeleitet, über die man dann Kontakt zu den entsprechenden Anbietern aufnehmen bzw. gleich ein Angebot abgeben kann.

Viele Daten fürs Dating

Gefüttert werden die Profile der „unzüchtigen“ Kühe und Bullen mit allerlei Daten und natürlich Bildern. Ist das Rind reinrassig? Auf welcher Art von Farm lebt es? Welche Krankheiten hatte es bereits und wie ist es um sein Gemüt bestellt? Begleitet werden all diese trockenen Informationen und verführerischen Bilder vor heimischer Kulisse von fast schon anzüglichen Anpreisungstexten im Sinne von „Prächtiger Zuchtbulle zeugt ergiebige Milchkühe“. Was bei Tinder also womöglich ein No-Go wäre, macht das Matching bei Tudder eher aussichtsreicher. Zudem dienen die Daten einem ganz sachlichen Zweck: Wie und ob nämlich eine Kuh und ein Bulle zusammenpassen und wie sich ihr Nachwuchs entwickeln wird, lässt sich bei Rindern anhand entsprechender Daten viel treffsicherer sagen als bei Menschen.

Agrotechs bringen Apps auf die Alm

Man mag über Tudder schmunzeln, doch die Idee hinter der Dating-App für Rinder ist mehr als nur lustig. Dank dieser und anderer Technologien, die so genannte Agrotechs (also Startups mit Anwendungen rund um die Landwirtschaft und Viehzucht) entwickeln, lassen sich einige landwirtschaftliche Geschäftsmodelle digitalisieren und virtualisieren. Das reicht von Online-Marktplätzen für Getreide und Futter bis hin zu eben Apps wie Tudder. Dank dieser Anwendung können sich Züchter nun weite Wege zu Kuhmärkten, entlegenen Bauernhöfen und anderen Veranstaltungen und damit wertvolle Ressourcen sparen.

Ein datenbasiertes Tudder-Profil zu erstellen nimmt viel weniger Aufwand in Anspruch. Und wenn man tatsächlich für seine Kuh oder seinen Bullen den/die passende/n Seelenverwandte/n gefunden hat, kann man sie viel gezielter besuchen. Auf Märkten wiederum weiß man selten, welche Rinder einen dort erwarten. Im schlimmsten Fall kehrt man ohne Prachtbullen oder ergiebige Milchkuh zurück. Mit Tudder – so die Hoffnung nicht zuletzt auch der Züchter – gehören solche Leerfahrten künftig der Vergangenheit an.

Skalierbarkeit führt zu Schafen

Doug Bairner, der CEO von Hectare Agritech, blickt bereits in die Zukunft. Und die wird in Sachen Kuppel-Apps für Vierbeiner sicher nicht beim Muh enden. Vielmehr sieht er, sollte sich Tudder als Erfolgsmodell entpuppen, hinterm Weidezaun schon die nächste Dating-App für Tiere.

Ob die mit Mäh beginnt und eventuell Mutterschaf-Matching heißen wird, ist noch unklar, wenngleich jedoch naheliegend, zumindest für Bairner. Der nämlich weiß, dass auch die Schafszucht ein stark datenbasiertes Geschäft ist. Und außerdem gilt: Wer Muh sagt, muss auch Mäh sagen.