History of Cinema: Die Digitalisierung des Kinos

In den 80er und 90er Jahren sah sich das Kino durch das anbrechende Informationszeitalter einer ähnlichen Bedrohung ausgesetzt, wie zur Einführung des Fernsehens. Das Kino musste sich nun vor dem Videorecorder und später auch vor dem Internet behaupten. Kinofilme wurden bis dahin nicht im öffentlichen Fernsehen gezeigt und auch sonst gab es keine Möglichkeit die Filme außerhalb des Kinos zu sehen. Mit dem entstehenden Videogeschäft konnte man erstmals Kinofilme auch zuhause sehen. Die Befürchtung war groß, nun noch mehr Besucher an den heimischen Fernseher zu verlieren.

Doch die Befürchtung bewahrheitete sich glücklicherweise nicht, zumindest nicht in einem bedrohlichen Ausmaß. Das Videogeschäft war vielmehr eine Möglichkeit, Filme auch nach der Ausstrahlung im Kino noch weiter zu vermarkten. Wenn ein Film zuvor im Kino schlecht gelaufen war, war das häufig mit hohen finanziellen Verlusten für den Verleih verbunden. Nun konnte das Videogeschäft schwache Kinoerlöse wieder ausgleichen.

Der Film „Die Schöne und das Biest“ (1991) wurde z.B. erst durch das Videogeschäft so richtig erfolgreich. Dessen Einnahmen überstiegen die Erlöse aus dem Kino bei weitem. War das Fernseh- und Kinoprogramm bisher strikt voneinander getrennt, fand nun allmählich eine Annäherung statt. Kinofilme wurden nun im Fernsehen ausgestrahlt oder schon in Kooperation miteinander produziert. Dadurch ergaben sich völlig neue Erlösmöglichkeiten, denn bisher war das Kino die einzige Möglichkeit mit Filmen Geld zu erwirtschaften.

Gesteigerter Anspruch an Kinofilme

Ab den 80er Jahren wird der Filmbesuch zur neuen Form der Entertainment-Kultur: Das Kinoprogramm ist geprägt von großen Blockbustern, die massenhaft Leute ins Kino locken. Das Publikum hat aber mittlerweile einen gesteigerten Anspruch an das Kino. Daher nähern sich kommerzielle Mainstream-Filme und ambitionierte Autorenfilme an. In Folge erscheinen Filme wie „Pulp Fiction“ (1993) oder „Schindlers Liste“ (1993).

Gleichzeitig ergeben sich auch völlig neue Möglichkeiten der Filmproduktion durch Computeranimation. Einer der ersten Filme, bei dem Computeranimation eine wichtige Rolle spielt, ist „Jurassic Park“ (1993). Die technischen Sensationen locken die Leute massenhaft ins Kino. „Toy Story“ (1996) ist schließlich der erste vollständig computeranimierte Kinofilm, der ausschließlich am Computer entstanden ist. Die Produktion des Films hat ganze vier Jahre gedauert.

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In den 90ern entstehen nach und nach Multiplex-Kinos und lösen die in den 70er Jahren entstanden Schachtelkinos ab. Multiplex-Kinos zeichnen sich durch eine Mehrzahl an größeren Sälen aus, in denen parallel verschiedene Filme gezeigt werden. 1990 wurde in Deutschland das erste Multiplex-Kino in Hürth bei Köln eröffnet.

Abschied von der Filmrolle

Die 2000er Jahre sind geprägt von der fortschreitenden Digitalisierung des Kinos. Die klassische Filmrolle, die dem Kino jahrzehntelang gedient hat, wird ab dem Jahr 2005 nach und nach von der digitalen Filmvorführung abgelöst. Der allererste digitale Film war „Star Wars III – die Rache der Sith“ (2005). Die Umrüstung der Kinosäle auf digitale Technik war sehr kostspielig und zog sich über einen langen Zeitraum: Pro Kinosaal fielen rund 100.000 Euro Umbaukosten an und die Umstellung hat fast zehn Jahre in Anspruch genommen.

Das digitale Kino brachte Vor- und Nachteile mit sich: Es mussten keine kostspieligen Kopien von Filmrollen erstellt und an die Kinos verschickt werden. Die digitale Übertragung an die Kinos war schneller, günstiger und vor allem auch flexibler. Günstiger ist es vorrangig für die Filmverleiher, wohingegen die Kinos zunächst einen hohen (finanziellen) Aufwand durch die Umrüstung hatten. Ein Projektor für 35-Millimeter-Filme kostete ca. 5.000 Euro, ein digitaler Projektor um die 100.000 Euro. Viele Kinos konnten sich die Umstellung nicht leisten und mussten deshalb schließen.

Mit dem digitalen Kino wurde zudem der Job des Filmvorführers überflüssig. Allerdings wurde die Qualität der Filme besser. Unruhige Bilder auf der Kinoleinwand mit Staub, Kratzern und matten Farben gehörten der Vergangenheit an. Das digitale Bild zeichnet sich durch brillante, satte Farben, Klarheit und einen hohen Kontrast aus. Der Verschleiß der Filmrolle war kein Thema mehr und die Qualität des digitalen Bildes nahm nicht ab nach mehreren Vorführungen. Die digitale Kopie war bei der ersten noch genau so gut wie bei der tausendsten Vorführung.

Mit den Video-on-Demand Plattformen, wie Netflix und Sky, steht das Kino erneut vor der Herausforderung, sich behaupten zu müssen. Doch kaum ein anderes Medium wurde so oft tot gesagt, wie das Kino und dennoch spielt es bis heute eine tragende Rolle. Es bleibt also weiterhin spannend, wie sich das Kino in Zukunft entwickeln wird.