Frecher Stunt: Aviation Gin nimmt Peloton aufs Korn
Mit einem subtilen Werbeclip macht sich die Gin-Marke Aviation virtuos über die umstrittene Weihnachtswerbung des amerikanischen Heimtrainer-Herstellers Peloton lustig – und generiert damit einen viralen Marketing-Coup.
Aviation-Teilhaber Ryan Reynolds postete den offensichtlich spontan produzierten Kurzclip am Freitagabend auf seinem Twitter-Account mit dem spöttischem Begleitsatz „Heimtrainer nicht enthalten“.
Innerhalb eines Wochenendes ging das unaufwendig produzierte Video viral und die Community überschlug sich geradezu vor Begeisterung und Lob. Kein Wunder, konnten die Macher für die subtile Anspielung auf den Peloton-Clip dessen Hauptdarstellerin gewinnen, um mit großartigem Humor quasi eine Fortsetzung der Geschichte zu drehen.
The Gift That Gives Back
So bekommt eine junge, schlanke Mutter in der polarisierenden Peloton-Werbung von ihrem Mann einen Heimtrainer besagter Marke als Weihnachtsgeschenk und zeichnet ihre, anfangs eher unwilligen, Trainingseinheiten als Vlog auf. Welches sie nach ein paar Monaten ihrem generösen Gatten stolz und dankbar als nachträgliches Dankeschön schenkt.
„The Gift That Gives Back“ lautet der Titel des Werbeclips, welcher sich für Peloton mehr bewahrheitet hat, als dem Hersteller lieb sein konnte. Denn trotz Zuspruch vieler User wuchs die Kritik an dem vermeintlich sexistischen Spot zu einem Shitstorm aus. Vielleicht auch, weil prominente Stimmen in das Bashing einfielen. So twitterte die amerikanische Comedy-Autorin Jess Dweck beispielsweise das:
Steilvorlage für Sequel
EMANZIPIERTE REZIPIENTEN
Fast 10 Millionen Aufrufe und über 40.000 Retweets konnte der Clip allein auf Ryans Twitter-Account innerhalb eines Wochenendes verzeichnen. Neben Lob für den cleveren Aviation-Coup äußerten viele User abermals ihre Meinung zum Peloton-Clip – oftmals auf sehr humorvolle Weise: „Ziemlich cool diese Werbung über die Lady und ihre beiden Freundinnen, die ihr halfen den Ehemann zu ermorden und dessen Leiche, von einem 3000-Dollar-Bike beschwert, auf dem Grund eines Sees zu versenken.“
Ebenfalls durchgesickert ist bei vielen Rezipienten von Werbung mittlerweile offensichtlich auch ein grundsätzliches Gespür für Misstöne. Spätestens seit der #metoo-Debatte sind die Sinne geschärft für Geschlechterdiskriminierung und tradierte Rollenmodelle. Eine wachsende Klientel lässt sich von der Werbebranche nicht mehr für dumm verkaufen – und äußert ihren Unmut über derartige Versuche lautstark in den Sozialen Medien.
Bleibt zu hoffen, dass derartige Sensitivität auch die (Werbe)Industrie erreicht. Peloton jedenfalls zeigte sich eher überrascht und enttäuscht als einsichtig: „Unser Weihnachtsspot wurde geschaffen, um die ‘Fitness und Wellness Journey‘ zu zelebrieren. Während wir einerseits enttäuscht darüber sind, dass manche unseren Spot missinterpretiert haben, sind wir dennoch ermutigt durch die großartige Unterstützung, die wir von denjenigen erhalten haben, die verstanden haben, was wir versucht haben zu kommunizieren.“ Bei derartiger Uneinsichtigkeit bleibt zu bezweifeln, dass Pelotons nächster „Versuch“ sämtliche potenzielle „Missverständnisse“ aus dem Weg räumen kann.